Wie viel Zucker am Tag ?

Die Ergebnisse der Fachstudien sind eindeutig genug, um eine spezifische Höchstgrenze für den täglichen Zuckerkonsum festzulegen. Drei Fachgesellschaften haben sich auf diese Menge geeinigt: Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), der Deutschen Adipositas-Gesellschaft (DAG) und der Deutschen Diabetes Gesellschaft sollten maximal 50 Gramm Zucker pro Tag verzehrt werden.

Gemäß den Daten der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS 1) sind 29 Prozent der Frauen und 43,8 Prozent der Männer übergewichtig. Darüber hinaus sind 23,9 Prozent der Frauen und 23,3 Prozent der Männer adipös. Laut dem Kinder- und Jugend-Gesundheitssurvey (KIGGS) des Robert Koch-Instituts sind 15,4 Prozent der drei- bis 17-jährigen Kinder und Jugendlichen übergewichtig und 5,9 Prozent leiden an Adipositas.

Übergewicht und Fettleibigkeit werden mit zahlreichen Begleit- und Folgeerkrankungen in Verbindung gebracht, darunter Diabetes mellitus Typ 2, Störungen des Fettstoffwechsels, kardiovaskuläre Erkrankungen, Krebs und degenerative Gelenkerkrankungen. Die direkten und indirekten Kosten dieser Krankheiten werden auf mindestens 13 Milliarden Euro geschätzt. Die direkten Kosten der Folgeerkrankungen aufgrund von zu hohem und häufigem Zuckerkonsum im Jahr 2008 werden von den drei wissenschaftlichen Fachgesellschaften auf 8,6 Milliarden Euro geschätzt.

Die Fachgesellschaften sind der Meinung, dass die wissenschaftliche Studienlage ausreichend ist, um klare Obergrenzen für den durchschnittlichen täglichen Zuckerkonsum zu empfehlen. Es wird empfohlen, nicht mehr als zehn Prozent des täglichen Kalorienbedarfs, der durchschnittlich 2000 Kilokalorien beträgt, in Form von Zucker zu sich zu nehmen, was maximal 50 Gramm Gesamtzucker in jeglicher Form entspricht.

Derzeit überschreiten die Deutschen im Durchschnitt diese Grenze deutlich. Der tatsächliche Verbrauch von Frauen liegt um 40 Prozent und der von Männern um 30 Prozent über dieser Grenze. Besonders besorgniserregend ist das Ausmaß des Überkonsums bei Kindern und Jugendlichen, da sie 75 Prozent mehr Zucker zu sich nehmen als empfohlen.

Süß ohne Zucker

Süßwaren

Süßwaren stellen den größten Anteil an der Zufuhr von freiem Zucker dar, nämlich 36 Prozent. Fruchtsäfte und Nektare tragen mit 26 Prozent ebenfalls signifikant zum Zuckerkonsum bei, während Limonaden einen Anteil von 12 Prozent ausmachen. Deutschland gehört mit einem Verbrauch von 32 Litern Fruchtsaft pro Kopf und Jahr zu den Spitzenreitern weltweit. Der Verbrauch von Erfrischungsgetränken wie Cola und Limonaden liegt mit 116 Litern pro Kopf und Jahr auf ähnlich hohem Niveau wie Mineralwasser.

Kinder konsumieren durchschnittlich 75 Prozent zu viel Zucker, aber auch Erwachsene überschreiten den empfohlenen Grenzwert. Bei Männern sind es 30 Prozent, bei Frauen sogar 40 Prozent. Besonders problematisch sind gezuckerte Erfrischungsgetränke, da sie keinen Sättigungseffekt hervorrufen. Im Gegensatz zu festen zuckerhaltigen Nahrungsmitteln kompensieren sie die Aufnahme anderer kalorienhaltiger Nahrungsmittel nicht. Darüber hinaus liefern zuckerhaltige Lebensmittel und Getränke zu viel Energie, jedoch wenig bis keine essenziellen Nährstoffe, was zu Überernährung und Fehlernährung führen kann.

übergewicht zukcer

Die Häufigkeit von Übergewicht

Angesichts der besonderen Bedeutung zuckerhaltiger Getränke, des hohen Pro-Kopf-Verbrauchs in Deutschland, der hohen nationalen Prävalenz von Übergewicht und Adipositas sowie der damit verbundenen hohen Krankheitslast stimmen die DAG, DDG und DGE mit der evidenzbasierten Empfehlung der WHO aus dem Jahr 2015 überein. Diese empfiehlt, dass die Zufuhr von freiem Zucker maximal zehn Prozent der Gesamtenergie ausmachen sollte. Dazu zählen auch natürlich vorkommende Zucker in Honig, Sirup und Fruchtsäften. Bei einer geschätzten durchschnittlichen Gesamtenergiezufuhr von 2000 Kilokalorien pro Tag sollte die tägliche Zufuhr von Zucker nicht mehr als 50 Gramm betragen.

Die DGE betont bei isokalorischer Ernährung die Bedeutung der Art der Kohlenhydrate und empfiehlt, vor allem auf pflanzliche Lebensmittel wie Gemüse, Obst und Vollkornprodukte zu setzen. Verarbeitete Lebensmittel sollten nur sparsam konsumiert werden. Zudem sollten zuckergesüßte Getränke durch Wasser oder ungesüßte Tees ersetzt werden, während Kinder gar nicht erst an eine hohe Zufuhr von Zucker gewöhnt werden sollten.

Aus den Erkenntnissen der Evidenz leiten die Fachgesellschaften ab, dass verhaltenspräventive Maßnahmen allein nicht ausreichen, um Übergewicht, Adipositas und damit einhergehende Krankheiten zu reduzieren. Erfolgversprechende Public-Health-Maßnahmen sollten daher auf Verhältnisprävention abzielen, um dem Verbraucher in einer Umgebung mit unbegrenztem Zugang zu fett- und zuckerhaltigen Lebensmitteln gesundheitsfördernde Entscheidungen zu erleichtern.

Im internationalen Kontext wurden bereits eine Reihe von ernährungspolitischen Public-Health-Maßnahmen umgesetzt, um die Zufuhr von Zucker zu senken.